Selbstwertgefühl stärken

1. Selbstwertgefühl ist Dein Schlüssel zu einem erfüllten Leben

„Selbstwertgefühl ist das wichtigstes Urteil über uns selbst im Leben!“ (Nathaniel Brandon)

Selbstwertgefühl ist ein Thema, das uns alle betrifft, auch wenn wir vielleicht zunächst reflexartig sagen: Hab ich doch!

Doch schau dir einmal die folgenden drei grundlegenden Fragen an. Kannst du sie alle klar und positiv beantworten? Falls nicht, hilft dir dieser Artikel und die Übungen darin vielleicht dabei.

  • Wer bist du?
  • Wie siehst du dich?
  • Magst du die Gestalt vor dir im Spiegel?

Dein Selbstwertgefühl ist die Basis für ein erfülltes Leben, psychisches Wohlbefinden, gesunde Beziehungen und beruflichen Erfolg. Es lohnt sich also, mehr Bewusstheit im Umgang mit sich Selbst zu erlangen. Gerade auch in der Art, wie wir uns bewerten und zu uns stehen.

In diesem Blogartikel wollen wir das tun und uns eingehend mit dem Selbstwertgefühl beschäftigen sowie Wege erkunden, wie du es stärken kannst.

Das Thema liegt uns auch noch aus einem anderen Grund ganz besonders am Herzen: In zahlreichen Coachingprozessen und systemischen Aufstellungen haben wir die Auswirkungen von negativen Selbstwertgefühl am Werk gesehen: Fehlende Abgrenzung, mangelnde Zuversicht oder Sichkleinmachen, Vermeidungsverhalten oder körperlich Schwere bis hin zu Ängsten und depressiven Anteilen.

Zugleich haben wir erfahren, wie stärkend und heilsam es ist, eine gute Beziehung zu seinem Selbst aufzubauen. Das geht nicht immer von jetzt auf gleich. Vertrauen und Beziehungen brauchen Zeit zum wachsten. Aber auch hier gilt: „Veränderung ist möglich!“, wenn man sie beherzt anpackt!

2. Was ist Selbstwertgefühl?

„Selbstwertgefühl ist der Ruf, den wir bei uns selbst erwerben.“ (Nathaniel Brandon)

Definition und Erklärung des Begriffs „Selbstwertgefühl“

Unter „Selbstwert“ versteht man die Wertschätzung und das Vertrauen, die eine Person sich selbst gegenüber empfindet. Es handelt sich um das Maß an Selbstachtung, Selbstakzeptanz und Selbstliebe, das jemand für sich selbst zeigt. Aus dieser Bewertung entsteht ein allgemeines Gefühl für sich sich bzw. seinen eigenen Wert, das „Selbstwertgefühl„.

Es kann sowohl positiv als auch negativ bzw. stabil oder instabil sein. Es äußert sich in Gefühlen wie Zufriedenheit, Zugehörigkeit, Anerkennung, Stolz oder aber Unzufriedenheit, Unsicherheit, Sich-Unwert-Fühlen, Es-nicht-verdient-haben bis hin zu Sich-Abgelehnt-Fühlen, Ängsten, Hoffnungslosigkeit, Depression und Scham.

Du erkennst unschwer: Ein gesundes Selbstwertgefühl ist wichtig für das psychische Wohlbefinden und die Fähigkeit, gute Beziehungen zu gestalten – zu sich selbst und zu anderen. Es beeinflusst aber auch unmittelbar unsere Wahrnehmung, Denken und Handeln, unsere Motivation und Entscheidungsfähigkeit sowie unsere Beziehungsfähigkeit und unsere Resilienz.

Es wird durch Erfahrungen in der Kindheit, soziale Interaktionen sowie persönliche Erfahrungen und Überzeugungen geformt.

Jemand der ein schlechtes Selbstwertgefühl hat, wird sich weniger zutrauen, sich weniger zeigen und weniger für sich und seine Bedürfnisse einstehen. Hast du dagegen ein gutes Selbstwertgefühl, gehst du eher selbstbewusst und offen an Herausforderungen heran und kannst für dich und deine Bedürfnisse klar einstehen.

Die meisten Menschen haben ein mittleres Selbstwertgefühl, das natürlich auch situativ schwanken kann. Wir haben gute und schlechte Tage. In jedem Fall beeinflusst es aber, wie wir mit uns, anderen und den Herausforderungen des Lebens umgehen.

Die Beziehung zwischen Selbstwert und Selbstbild

Selbstwertgefühl ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses, denn es ist die affektive, d.h. gefühlsmäßige Bewertung oder Einstellung, die wir unserem Selbstbild gegenüber haben. Dazu aber müssen wir uns zunächst ein Bild von uns selbst, unserem „Selbst“, machen.

Dieses Selbstbild formt sich aus deinen Erfahrungen, deiner Selbstreflexion und den Rückmeldungen aus deinem sozialen Umfeld. Dein Selbstbild beinhaltet Eigenschaften, Stärken, Schwächen, Seiten von dir, typische Bedürfnisse, Werte und eine ideale Vorstellung von dir selbst. Vielleicht würdest du dich beispielsweise als sportlich, freundlich, erfolgreich, schüchtern, als gute Freundin, gute Mutter etc. bezeichnen. All dies wären Aspekte deines Selbstbildes.

Und natürlich ist dein Selbstbild wandelbar. Es verändert sich in Teilen ständig mit neuen Erfahrungen und neuen Rückmeldungen. Immer wenn du handelst gleichst du mehr oder weniger bewusst dein Selbstbild mit deinen Taten ab. Dann entsteht ein Gefühl von Zufriedenheit oder Stolz mit dir oder auch Unzufriedenheit, Unsicherheit, Scham: Je nachdem, ob du deinen Werten und positiven Anteilen deines Selbstbildes entsprechend gehandelt hast oder nicht.

Ein Beispiel: „Fette Sau!“ oder „Steht dir nicht schlecht!“

Ich esse eine zeitlang mehr Süßes und nehme ein paar Pfund zu. Das spiegelt mir meine Wage und mein Spiegel. Habe ich in meinem Selbstkonzept nun eine Vorstellung von mir bzw. von meinem idealen Selbst, welche dies ablehnt, so bewerte ich mich dann negativ, z.B. mit dem Satz: „Du wirst fett!“ Vielleicht verknüpfe ich diese Bewertung dann noch mit einer Vermutung über die Ursache und weiter geht es: „Du lässt dich zu sehr gehen! Du hast keine Disziplin!“

Allerdings wäre auch eine mildere Bewertung denkbar, wenn ich ein anderes Selbstbild habe: „Du hast etwas zugenommen! Steht dir auch nicht schlecht!“. Natürlich ist unser Selbstkonzept dabei nicht unabhängig von der Gesellschaft, denn deren Werte und Normen haben es mitgeprägt. Aber das – so werden wir sehen – ist nicht der einzige Einflussfaktor.

Das Selbstwertgefühl ist dabei allerdings nicht die Bewertung eines einzelnen Aspekts von uns, sondern das verallgemeinertes Gefühl dir selbst gegenüber, etwa: „Im Ganzen finde ich mich in Ordnung.“ Oder eben: „Im Ganzen lehne ich mich eher ab.“ Es ist sozusagen ein verallgemeinertes Gefühl, dass sich aus vielen einzelnen Selbstbeobachtungen und Selbstbewertungen zusammen setzt. Und als solches allgemeines Gefühl zu uns selbst wird es dann in unserem Leben wirksam.

Dabei haben zentrale Aspekte unseres Selbst mehr Gewicht als solche, die wir nicht als Kern unseres Selbstbildes oder unserer Identität begreifen: Wenn ich mich z.B. als Sportler verstehe und dort wiederholt schlechte Leistungen zeige, wird dies meinen Selbstwertgefühl eher schmälern, als wenn Sport nur ein Nebenaspekt meiner Identität ist. Gerade z.B. Mütter in den ersten Jahren beziehen ihr Selbstwertgefühl häufig ganz aus ihrer Mutterrolle und sind dort auch sehr verletzlich. Ähnlich ist es, wenn man sich allein durch seine Karriere definiert.

Das verweist schon auf einen ersten Anpack zur Stabilisierung des Selbstwertgefühls: Ein einseitiges Selbstbild bzw. Identität ist anfälliger, als ein Selbstbild, dass sich auf mehrere Beine stützt, z.B. Beruf, Familienvater und Sportler. Mehrbeinig bleibst du stabil, auch wenn das eine Bein wackelt, z.B. wenn du durch eine Knie-OP eben nicht mehr deinen Leistungssport betreiben kannst.

3. Warum ist ein gesundes Selbstwertgefühl wichtig?

Selbstwertgefühl funktioniert wie eine sich selbst erfüllende (Selbst-) Prophezeiung!

Dies ist übrigens auch ein Anpack im Coaching: Indem wir dort positive Seiten von uns in den Fokus rücken, statt auf die negativen zu fokussieren, verbessert sich die Gesamtbewertung unseres Selbst, mithin auch unser Selbstwertgefühl. Dies wiederum startet einen positiven Kreislauf:

Wenn wir uns gut mit uns selbst fühlen, nehmen wir uns positiver wahr, bewerten uns positiver und entwickeln mehr Vertrauen in uns selbst, was zu entsprechendem mutigen und sichererem Entscheiden und Verhalten sowie entsprechenden Ergebnissen und Rückmeldungen führt. Das wiederum zahlt wieder positiv auf unser Selbstbild und Selbstwertgefühl ein.

Deshalb ist Selbstwertgefühl für ein gelingendes Leben und unsere Persönlichkeitsentwicklung so zentral: Je mehr wir haben, desto eher steigern wir es. Leider wirkt das auch andersherum als Teufelskreis! Selbstwertgefühl funktioniert also wie eine selbsterfüllende (Selbst-) Prophezeiung!

Die Auswirkungen eines positiven Selbstwertgefühls

Ein stabiles oder starkes Selbstwertgefühl führt zu Selbstsicherheit, positivem Denken und einem gesunden Selbstvertrauen. Das wirkt sich auf dein ganzes Leben aus: Deine Beziehung zu dir selbst und dein psychisches Wohlbefinden, deine Beziehungen zu anderen, deinen Beruf, deine Entscheidungen und dein Persönlichkeitswachstum.

Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl sind oft erfolgreicher in ihrer Karriere, da sie sich Herausforderungen stellen und ihre Fähigkeiten selbstbewusst einsetzen. Sie haben Vertrauen in sich und Andere und sind so fähig, gute und tragfähige Beziehungen aufzubauen.

Ein gesundes Selbstwertgefühl ermöglicht es dir auch, Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit deinen Werten und Zielen stehen und die Unsicherheit dabei auszuhalten, weil du das Vertrauen hast, dass du mit den Folgen umgehen kannst.

Und schließlich ist ein gutes Selbstwertgefühl eng mit psychischem Wohlbefinden verbunden, da es dir hilft, Stressbesser zu bewältigen und Resilienz aufzubauen, also mit Rückschlägen und Hindernissen umzugehen.

Wie ein niedriges Selbstwertgefühl das Leben beeinflusst

Ein negatives Selbstwertgefühl kann ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Aspekte unseres Lebens haben. Menschen, die unter einem niedrigen Selbstwertgefühl leiden, neigen dazu, sich selbst zu unterschätzen, sich selbst abzuwerten und an ihren Fähigkeiten zu zweifeln.

Dies kann zu Selbstsabotage führen, da sie möglicherweise Chancen nicht ergreifen, die sie verdient hätten. Das negative Selbstbild kann auch soziale Isolation und das Vermeiden neuer Erfahrungen zur Folge haben, was das persönliche Wachstum einschränkt.

Psychisches Unwohlsein, wie Depressionen und Angstzustände, kann ebenfalls mit einem geringen Selbstwertgefühl einhergehen. In Beziehungen kann ein geringes Selbstwertgefühl zu Problemen führen, da es schwierig sein kann, authentisch zu sein und Vertrauen aufzubauen.

4. Wie entsteht Selbstwertgefühl?

Selbstwertgefühl entsteht aus einer Vielzahl von internen und externen Einflussfaktoren. Interne Faktoren sind solche, die in dir selbst liegen: Sie umfassen deine Selbstwahrnehmung, Selbstakzeptanz und Selbstliebe, kurz deine eigene Sichtweise und Umgang mit dir selbst.

Externe Faktoren sind Einflüsse von Außen, also die Sicht und der Umgang uns gegenüber. Das können die Meinungen und Erwartungen anderer Menschen sowie gesellschaftliche Werte und Normen sein.

Externe Faktoren des Selbstwertgefühls: Einflüsse aus der Umwelt

Andere Menschen spiegeln uns durch ihre ausdrückliches Feedback oder durch ihre mehr oder weniger absichtlichen Reaktionen auf uns. Dadurch zeigen sie uns, was uns in ihren Augen ausmacht und wie sie dies (ein-)schätzen: Eltern und Familie, LehrerInnen, Freunde, ArbeitskollegInnen und Vorgesetzte ebenso wie die Gesellschaft mit ihrer Kultur und ihren Werten geben uns beständig solcherart Rückmeldungen.

Wir können uns gegen solche Einflüsse als erwachsener Mensch zum Teil wehren und Urteile bewusst zurückweisen oder in Frage stellen. Doch manche dieser Einflüsse sind uns gar nicht bewusst oder schon vergessen, wirken aber dennoch. Insbesondere fremde Bewertungen, Werte und Glaubenssätze können so als eine Art Introjekte in uns weiterwirken und unser Bild von uns selbst beeinflussen. Oft spielen hier die Bewertungen unserer Eltern oder unserer Herkunftsfamilie eine große Rolle und wir kommen mehr in unsere eigene Kraft und werden freier, wenn wir diese ablegen.

Solche Einflüsse auf unser Selbstbild kann man in einer Selbsterkundung, z.B. in einem Coaching oder eine Aufstellung, (wieder) bewusst machen und als fremde Bewertungen aus seinem eigenen psychischen System entfernen. Dazu nutzen wir in unseren Aufstellungen gern den Ansatz der systemischen Selbstintegration.

Interne Faktoren: Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz

Die internen Einflussfaktoren auf unser Selbstwertgefühl betreffen insbesondere unsere Selbstwahrnehmung und unsere Selbstakzeptanz sowie unsere Selbstliebe.

Wir selbst schätzen uns ein und bewerten uns andauernd selbst, mal bewusst, mal weniger bewusst. Und wir pflegen eine Beziehung zu uns selbst, achten auf unsere Bedürfnisse, gönnen uns ausreichend Pausen und Erholung oder treiben uns umnachlässig an und lassen uns nicht zur Ruhe kommen.

Diese internen Faktoren sind für die Verbesserung deines Selbstwertgefühls so entscheidend, weil du als Erwachsener hier selbst anpacken kannst. Heute sind nicht mehr die Eltern, Erzieher oder dein Umfeld dafür verantwortlich, wie dein Selbstwertgefühl ist, sondern es liegt in deiner Selbstverantwortung, dies zu verbessern. Gleich, was früher war. Schließlich ist es dein Leben und dein Selbst, um das es da geht. Wer anders könnte also hier verantwortlich sein?

Sicher willst du am Ende deines Lebens nicht in Reue zurückschauen auf das, was du aus Angst, Zögern oder Unsicherheit – also letztlich vielleicht aus mangelndem Selbstwertgefühl nicht gewagt oder dir nicht zugestanden hast – wie schon der römische Kaiser Marc Aurel warnte.

Auch deshalb ist der Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls so zentral. In Bezug auf Deine Entwicklung, deine Karriere, deine Finanzen aber auch im Privaten und für deine Beziehungen.

Dabei ist eine Bewusstheit für das eigene Selbstbild und die eigenen Selbstbewertungen der erste große Schritt. Den kannst du jederzeit, z.B. gut jeden Abend machen, wenn du auf den Tag zurückschaust, ob in Gedanken oder mit einem Selbstwerttagebuch.

Einige Anregungen für hilfreiche positive Fragen dazu sind z.B.:

  • Wo bist du heute zufrieden mit dir?
  • Wo kannst du deinem Handeln des Tages zustimmen?
  • Welche Seiten von dir kannst du heute gut annehmen?
  • Kannst du dir selbst für deinen Einsatz für dich heute „Danke!“ sagen?
  • Und was müsstet du morgen mehr machen, damit du noch zufriedener mit dir sein würdest?

So wächst dein Selbstwertgefühl Tag für Tag.

5. Anzeichen eines gesunden Selbstwertgefühls

Selbstsicherheit und Selbstvertrauen

Selbstsicherheit und Selbstvertrauen sind zwei Schlüsselelemente eines gesunden Selbstwertgefühls. Die Selbstsicherheit bezieht sich auf das Vertrauen in deine Fähigkeiten und die Gewissheit, dass du Herausforderungen bewältigen kannst. Mit Selbstsicherheit kannst du aufrecht durch das Leben gehen, Risiken eingehen und neue Möglichkeiten ergreifen, ohne von Selbstzweifeln zurückgehalten zu werden.

Selbstakzeptanz und positive Selbstgespräche

Positive Selbstgespräche und Selbstakzeptanz sind eng miteinander verbunden. Positive Selbstgespräche beinhalten das Ersetzen von selbstkritischen Gedanken durch aufbauende und unterstützende Überlegungen. Wenn du lernst, dich selbst liebevoll zu akzeptieren und Fehler als Gelegenheiten zur Weiterentwicklung siehst, entwickelst du eine gesunde Selbstakzeptanz.

Solcherart Selbstakzeptanz ermöglicht es dir, deine Einzigartigkeit zu schätzen und eine tiefere Selbstliebe zu kultivieren, die die Grundlage für ein starkes Selbstwertgefühl bildet. Gemeinsam stärken Selbstsicherheit, positive Selbstgespräche und Selbstakzeptanz dein Selbstwertgefühl und fördern ein erfüllteres Leben.

6. Anzeichen eines niedrigen Selbstwertgefühls

Selbstzweifel und negative Selbstgespräche

Indikatoren eines schlechten Selbstwertgefühls können sich auf vielfältige Weisen manifestieren. Zwei häufige Anzeichen sind Selbstzweifel und negative Selbstgespräche. Menschen, die unter einem niedrigen Selbstwertgefühl leiden, neigen dazu, ständig an ihren eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen zu zweifeln. Sie könnten sich selbst kritisch beurteilen und sich oft mit Gedanken quälen, die ihre Selbstwahrnehmung negativ beeinflussen.

Angst vor Ablehnung und Perfektionismus

Eine weitere häufige Manifestation eines geringen Selbstwertgefühls ist die Angst vor Ablehnung und Perfektionismus. Die Angst vor Ablehnung kann dazu führen, dass man sich in sozialen Situationen isoliert oder sich zurückhält, aus Sorge, nicht akzeptiert zu werden. Gleichzeitig kann der Drang, perfekt zu sein, überwältigend werden. Dieser Perfektionismus kann zu übermäßigem Stress und zu unrealistischen Erwartungen an sich selbst führen, die das Selbstwertgefühl weiter mindern.

Die Identifizierung und das Verständnis dieser Anzeichen sind der erste Schritt zur Verbesserung des Selbstwertgefühls, da sie den Weg für gezielte Maßnahmen zur Steigerung des Selbstwertgefühls ebnen.

7. Die Bedeutung von Selbstwert für Beruf und Beziehungen

Selbstwertgefühl im Beruf

Das Selbstwertgefühl spielt eine entscheidende Rolle in der beruflichen Entwicklung und im Erfolg. Ein gesundes Selbstwertgefühl befähigt Individuen, selbstbewusst ihre Fähigkeiten und Ideen zu präsentieren, Herausforderungen anzunehmen und berufliche Chancen zu ergreifen.

Es fördert die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, Risiken einzugehen und sich neuen Aufgaben zu stellen. Menschen mit einem starken Selbstwertgefühl sind oft besser in der Lage, Kritik und Rückschläge zu bewältigen, ohne an Selbstvertrauen zu verlieren. Dies ermöglicht ihnen, in ihren beruflichen Bemühungen widerstandsfähiger zu sein und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Zudem können sie in ihrem beruflichen Umfeld effektiver mit Kollegen und Vorgesetzten kommunizieren und Beziehungen aufbauen, die für den Erfolg am Arbeitsplatz von entscheidender Bedeutung sind. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist somit ein wichtiger Schlüssel zu beruflichem Wachstum und Zufriedenheit.

Auch das Thema Geld und Selbstwert, z.B. wie viel man für seine Leistungen als Selbstständige/r verlang hat mit Selbstwertgefühl zu tun: Wie viel bin ich mir wert? Wie kann ich es vertreten. Dazu haben wir sogar einen eigenen Artikel geschrieben.

Selbstwertgefühl in Beziehungen

Das Selbstwertgefühl spielt eine entscheidende Rolle in Beziehungen, sei es in romantischen Partnerschaften, Freundschaften oder Familienbeziehungen. Ein gesundes Selbstwertgefühl ermöglicht es, in Beziehungen authentisch zu sein und Vertrauen aufzubauen. Menschen, die sich selbst respektieren und schätzen, sind in der Lage, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen klar auszudrücken, was zu einer offenen und ehrlichen Kommunikation führt. Dies wiederum fördert ein gegenseitiges Verständnis und die Möglichkeit, Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen.

In Beziehungen, in denen beide Partner ein starkes Selbstwertgefühl haben, ist die Akzeptanz und Wertschätzung füreinander tiefer, und die Beziehung wird oft als bereichernd und unterstützend empfunden. Ein gesundes Selbstwertgefühl kann dazu beitragen, uns vor toxischen Beziehungen zu schützen, in denen Missbrauch oder Ausbeutung auftreten könnten. Es ermöglicht uns, Beziehungen zu wählen, die uns stärken und unser Wohlbefinden fördern. Insgesamt ist das Selbstwertgefühl eine Schlüsselkomponente für das Gedeihen und die Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen.

8. Die zwei Aspekte des Selbstwertgefühls

Selbstwirksamkeit

Nathaniel Branden, ein renommierter Psychotherapeut und Experte für Selbstwertgefühl, legte großen Wert auf die Bedeutung von Kompetenz und Wert für sich selbst als zentrale Elemente eines starken Selbstwertes.

Kompetenz bezieht sich darauf, wie fähig wir uns in verschiedenen Lebensbereichen fühlen. Ein Gefühl der Kompetenz steigert unser Selbstvertrauen und unsere Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen. Es geht darum, unsere Fähigkeiten zu entwickeln und erfolgreich in dem zu sein, was wir tun. Dieser Aspekt des Selbstwertgefühls kann auch als unser Erleben von Selbstwirksamkeit, fachsprachlich „Selbstwirksamkeitserwartung“, bezeichnet werden.

Selbstachtung

Gleichzeitig betonte Branden, wie wichtig es ist, sich selbst als wertvoll anzuerkennen, unabhängig von äußeren Urteilen oder Meinungen. Die Anerkennung unseres eigenen Wertes bildet das Fundament für ein gesundes Selbstwertgefühl und ermöglicht uns, unser volles Potenzial zu entfalten. Diesen Aspekt kann man kurz als Selbstachtung fassen.

Die Verknüpfung von Kompetenz und Wert nach Nathaniel Branden ist entscheidend für die Entwicklung eines starken Selbstwertgefühls. Branden argumentierte, dass die bewusste Verbesserung unserer Fähigkeiten und die Erreichung von persönlichen Zielen nicht nur unser Selbstvertrauen steigern, sondern auch unsere Überzeugung von unserer eigenen Wertigkeit festigen. Wenn wir kontinuierlich an unseren Kompetenzen arbeiten und Erfolge verzeichnen, stärken wir nicht nur unser Vertrauen in unsere Fähigkeiten, sondern erkennen auch, dass wir es wert sind, diese Fähigkeiten zu entwickeln und unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten.

9. Wie stärkt man sein Selbstwertgefühl?

„Ist nicht das Selbstwertgefühl ein Appell an den Helden in unserem Inneren?“ (Nathaniel Brandon)

Wir alle haben das Grundbedürfnis nach einem guten Selbstwertgefühl. So tun wir meist sehr viel, um dies zu erhalten oder zu verbessern. Das fängt schon bei der Wahrnehmung an. Eigenschaften und Leistungen von uns, die wir positiv finden, nehmen wir bewusster wahr.

Leider gehen wir deshalb auch häufig in die Vermeidung: Herausforderungen, Neues, Risiken scheuen wir auch, weil es eine potenzielle Bedrohung für unser Selbstwertgefühl ist.

So versuchen wir oftmals gar nicht erst Neues, bewerben uns nicht auf eine neue Stelle, fragen nicht nach einer Gehaltserhöhung oder sprechen jemanden nicht an, weil wir Angst haben, abgelehnt zu werden oder zu scheitern. Das aber ist der falsche Weg. Der Weg der Vermeidung.

Der andere Weg ist der der bewussten Arbeit an sich selbst. Dazu braucht es zunächst einmal deinen Entschluss, Mut und Energie. Wenn du aktiv dein Selbstwertgefühl verbessern willst, musst du in die Selbstverantwortung gehen. Du selbst kannst direkt nur die internen, in dir liegenden Faktoren beeinflussen, nicht die Umwelt. Aber selbstverständlich kommt es auch darauf an, wie du mit den Einflüssen der Umwelt umgehst, auch darin liegt ein Hebel.

Im Folgenden stelle ich dir drei Hebel vor, die sich auch gegenseitig ergänzen. Für jeden dieser Hebel bieten wir auch spezifische Unterstützung mit passenden Beratungsansätzen.

  • Hebel 1: Umgang mit Anderen
  • – Sich angemessen abgrenzen lernen und förderliche Beziehung aufbauen
  • Hebel 2: Selbstbeziehung pflegen
  • – Vertrauen zu sich selbst aufbauen.
  • Hebel 3: Selbstwertgefühl-Training
  • -Trainingsprogramm der 6 Säulen des Selbstwertgefühls nach Nathaniel Branden

Hebel 1: Umgang mit Anderen

Selbstverständlich hat unsere soziale Umwelt, insbesondere Rückmeldungen von für uns bedeutsamen Personen einen großen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl. Dies gilt insbesondere für die Zeit, in der wir noch klein waren und uns nicht immer ausreichend abgrenzen konnten, d.h. für Einflüsse in unserer Kindheit aus Familie, Schule, Freundeskreis.

Je erwachsener und selbstständiger wir werden, desto mehr lernen wir, unabhängiger von solchen externen Einflüssen zu sein und Spiegelungen unseres Selbst sowie Bewertungen zu filtern oder gar ganz zurückzuweisen. Immer mehr lernen wir, uns auf unsere eigene Wahrnehmung und Bewertung, statt auf externe Beobachtungen und Bewertungen unseres Selbst zu verlassen. Dazu aber muss man lernen, sich abzugrenzen und auch einmal andere Sichtweisen auszuhalten oder ihnen sogar offen zu widersprechen.

Förderliche Beziehungen aufbauen, toxische Beziehungen beenden

Dies führt dann mehr und mehr dazu, dass du dich mit Personen umgibst und privat sowie beruflich Kontexte wählst, die dir wertschätzend begegnen, Fehler als Lernchancen sehen (wenn du dann die Verantwortung übernimmst) und generell förderlich für persönliches Wachstum und psychisches Wohlbefinden sind.

Gerade auch Beziehungen, die wir führen, sind eng mit unserem Selbstwertgefühl verbunden. Unsere Interaktionen mit anderen Menschen können einen erheblichen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl haben. Gesunde Beziehungen, die von gegenseitigem Respekt und Unterstützung geprägt sind, können dazu beitragen, unser Selbstwertgefühl zu stärken. In solchen Beziehungen fühlen wir uns wertgeschätzt und akzeptiert, was unser Selbstvertrauen und unsere Selbstakzeptanz fördert.

Auf der anderen Seite können toxische Beziehungen, in denen es an Respekt, Unterstützung oder Wertschätzung fehlt, unser Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Toxische Einflüsse können dazu führen, dass wir uns minderwertig oder unzulänglich fühlen, was zu einem negativen Selbstbild führt. Es ist wichtig, toxische Beziehungen zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu bewältigen. Dies kann bedeuten, Abstand zu solchen Beziehungen zu nehmen und sich stattdessen auf gesündere Beziehungen zu konzentrieren, die dazu beitragen, das Selbstwertgefühl zu stärken und zu fördern.

Sich-Abgrenzen lernen – eine Übung

In unserer Aufstellungsarbeit nutzen wir hier häufig Element der „systemischen Selbstintegration“ nach Dr. Ero Langlotz. Die Grundidee und Wirkungsweise kannst du mit folgender Übung erfahren:

Übung: Abgrenzung mit dem Seil

Vorbereitung

Sorge dafür, dass du ungestört bist und eine Raum zur Verfügung hast, in dem du etwa 4 m2 auf dem Boden Platz hast. Besorge dir ein Seil von ca. 5 Metern Länge oder mehrere Schals, die du als psychische Grenze symbolisch in einem Kreis mit ca. 1-2 Meter Durchmesser um dich als Zentrum legen kannst. Besorge dir außerdem ein Blatt und einen Stift.

Durchführung

Schritt 1: Den eigenen Raum mit einer Grenze symbolisieren:

Stelle dich in die Mitte des Raums und lege das Seil symbolisch als psychische Grenze um dich herum. Probiere aus, wie viel Raum du im inneren für dich brauchst. Typischerweise haben wir eine Grenze von einer Armlänge Abstand zu uns im Zentrum. Finde aber für dich heraus, was sich gut und stimmig für dein Bauchgefühl anfühlt.

Auch darauf, wieweit sich dein Erleben (Körperwahrnehmung, Emotionen, Gedanken) verändert, wenn du die Grenze gelegt hast. Worin bestehen die Unterschiede zum Zustand ohne die visualisierte Grenze? Im Idealfall sollte es sich besser anfühlen und deutlicher und mehr deinen eigenen Raum erleben. Es kann allerdings sein, dass es dir auch etwas unwohl ist, so klar deine Grenze deutlich zu machen. Das deutet aber nur darauf hin, dass du es nicht gewohnt bist und es ein guter neuer Entwicklungsschritt ist.

Schritt 2: Fremde Sichtweisen und Bewertungen deines Selbst ausgrenzen

Nun kannst du dich fragen, ob es fremde Sichtweisen oder Bewertungen gibt, die dich gerade oder schon länger belasten. Auch wenn du nicht genau sagen kannst, worin solch eine Sichtweise oder Bewertung besteht, kannst du sie ausgrenzen. Meist werden sie einem dann auch bewusster:

Nehme dazu das Blatt und schreibe – falls du die Sicht oder Bewertung kennst – diese darauf. Es reicht auch, darauf „Sicht meiner Mutter“ oder „Bewertung meines Chefs“ o.ä. zu schreiben. Es funktioniert sogar häufig, wenn du das Blatt nicht benennst und es für eine fremde Bewertung deines Selbst, die dich belastet, nutzt.

Lege dann das Blatt in deinen mit dem Seil gebildeten psychischen Raum, also innerhalb deiner Grenzen ab. Und achte nun darauf, welche Unterschiede sich in deinem Erleben einstellen (Körperwahrnehmung, Emotionen, Gedanken und Bilder).

Dann nimmst du das Blatt und grenzt es bzw. die entsprechende Sicht oder Bewertung aus, indem du es aus deinem Raum herauslegst und Worte sprichst wie:

„Das gehört nicht genuin zu mir! Das gehört nicht in meinen Raum!“ Vielleicht hast du auch den Impuls das Blatt zu zerreißen oder weit wegzuschmeißen. Folge dem einfach. Damit reinigst du deinen psychischen Raum von solchen externen Einflüssen. Spüre anschließend wieder nach, wie es dir nun im Unterschied geht. Im Idealfall solltest du dich leichter, aufgerichteter, unbeschwerter fühlen.

Transfer:

Diese Übung wird, wenn sie gelingt, Auswirkungen in Form von neuen oder veränderten Handlungsimpulsen haben. Vielleicht nimmst du dir mehr Raum und Zeit für dich, sagst klarer nein oder strahlst demnächst einfach freier und mehr. Daran erkennst du die positiven Auswirkungen der Übung. Folge diesen neuen Impulsen, um die Nachhaltigkeit dieser Musteränderung zu unterstützen.

Es macht auch Sinn, die Übung mit dem Seil als eine Art Meditation eine Woche lang zu wiederholen. Einflüsse von Außen kannst du dabei auch in Gedanken bzw. symbolisch nur mit deinen Händen ausgrenzen, indem du sie aus deinem Raum herauswirfst. So trainierst du, zwischen eigenen und fremden Sichtweisen und Bewertungen zu unterscheiden und dich besser abzugrenzen.

Gern kannst du natürlich auch zu einer unserer Aufstellungen kommen und diese Form der Arbeit angeleitet und vertieft erleben. Ein solcher Prozess der systemischen Selbstintegration dauert ca. 60 Minuten und trainiert deine Abgrenzungs- und Autonomiekompetenz sowie den Kontakt zu deinem Selbst.

Dies ist übrigens eine weitere zentrale Auswirkung der Abgrenzungsübung: Je mehr du lernst, dich abzugrenzen, desto besser wird der Kontakt zu deinem Selbst und damit deinen eigenen Impulsen, Bedürfnissen und Wünschen. Das ist auch der entscheidende Gewinn einer wachsenden Abgrenzungskompetenz: In dem Maße, indem du lernst, deinen eigenen Raum zu behaupten, wächst das Vertrauen zwischen dir und deinem Selbst. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Hebel 2: Eine gute Beziehung zu sich selbst pflegen

Grundlegend geht es darum, dass wir eine gute Beziehung zu uns selbst bzw. unserem Selbst aufbauen und pflegen. Dazu müssen wir einen guten Zugang zu uns selbst finden, um ein realistisches und klares Selbstbild zu entwickeln. Außerdem müssen wir an unserer Einstellung zu diesem Selbstbild, zu uns selbst, arbeiten. All das wird schon durch die Abgrenzungsübung mit dem Seil befördert, da wir dort negative Sichtweisen und Bewertungen ausgrenzen. Es ist aber nur der erste Schritt. Der nächste ist eine positive Beziehung zu unserem Selbst herzustellen.

  • Wir müssen lernen, wer wir sind mit all unseren Aspekten.
  • Und wir müssen lernen, ganz zu uns zu stehen – zu unseren Stärken und Schwächen.

In dem Maße, in dem wir Vertrauen in uns Selbst aufbauen und zwar so, dass wir uns Selbst entsprechend, d.h. gemäß unseren Eigenschaften, Fähigkeiten, Bedürfnissen und Werten entscheiden und verhalten können, wächst auch unser Selbstwertgefühl. Dann fühlen wir uns ganz, bei uns und wissen um unseren Wert und unsere Kompetenz.

Dadurch gestalten wir dann auch unser Leben und unsere Beziehungen so, dass es für uns stimmig und passend ist. Im Ergebnis schaffst du dir die Umgebung und die Beziehungen, die ideal für dich bzw. dein Selbst sind und dich wiederum selbst bestätigen.

Um derart authentisch und im Einklang mit uns und unserer Umwelt zu sein, müssen wir also kurz gesagt eine positive Beziehung zu unserem Selbst aufbauen und diese pflegen. Das aber hat viel mit Vertrauen zu uns Selbst zu tun, denn gute Beziehungen basieren auf Vertrauen.

Fragen, die dir helfen, deine Selbst-Beziehung zu pflegen:

  • Was braucht dein Selbst, um dir zu vertrauen,
  • dass du es annimmst und für seine Bedürfnisse und Wünsche einstehst?
  • Was braucht dein Selbst heute konkret von dir, um sich wohl und bestätigt zu fühlen.
  • Was braucht es heute, um sich kompetent zu fühlen?

Mit der Zeit wird diese Beziehung wachsen und aufgrund der positiven Spirale, die sich dann ergibt, ist jeder weitere Schritt leichter und leichter. Neben den obigen Fragen möchte ich dir auch dazu eine Übung anbieten:

Übung: Selbstbeziehung pflegen

In der Aufstellungsarbeit stellen wir dazu im durch das Seil geschützten eigenen Raum einfach jemand für das Selbst und jemand für dich bzw. dein Ich auf und lassen diese beiden über Blickkontakt in Kontakt gehen. Oft ergibt sich dann ganz automatisch ein tiefer stiller Prozess der Selbst-Integration.

Daheim kannst du mit dir selbst in Kontakt gehen, indem du mit deinem Selbst wie mit einem inneren Kind sprichst. Da das Selbst deinen eigenen Kern, deine echten Bedürfnisse und freien Impulse symbolisiert, kann man es auch gut als das innere Kind in uns begreifen. Es ist kreativ, kennt seine Bedürfnisse und kann frei spielen. Wenn du in Kontakt mit ihm bist, bist du in Kontakt mit seiner Lebenskraft und Leichtigkeit – mit deiner ureigenen Vitalität.

Vorbereitung:

Nimm dir mindestens 15 Minuten Zeit an einem ungestörten gemütlichem Ort. Mach es dir dort bequem, vielleicht mit einer Tasse Tee oder Kaffe, so dass du dich rundum wohl fühlst. Besorge dir außerdem etwas zum Schreiben, z.B. ein Tagebuch für Dialoge mit deinem Selbst oder innerem Kind.

Durchführung:

Gehe dann schreibend in den Dialog mit deinem inneren Kind:

Begrüße es und erkläre ihm, dass du jetzt ganz für es da bist und ihm zuhören willst.

Frage es, wie es ihm heute geht.

Sage, dass du ihm zuhören willst und es dir alles erzählen kann.

Höre in dich hinein, was es antwortet und entwickle von daher den Dialog weiter.

Wichtig ist, dass du als Erwachsener jetzt wie für ein Kind da bist, ihm den Raum, die Wertschätzung und das Vertrauen gibst, für es da zu sein. Damit pflegst du die Beziehung zu dir selbst.

Transfer:

Möglicherweise wirst du erfahren haben, was dein selbst sich heute von dir wünscht oder was es gerade braucht. Um das Vertrauen deines Selbsts in dich als unterstützenden Erwachsenen aufzubauen ist es wichtig, diese Wünsche und Bedürfnisse in einer angemessenen Form zu erfüllen. Nicht immer ist das genau so und sofort möglich. Aber es ist wichtig, dass dein Selbst merkt, dass es dir vertrauen und sich dir anvertrauen kann und dass dies Auswirkungen hat und es sich auf dich verlassen kann. Falls du einem Bedürfnis oder Wunsch nicht nachkommen kannst, ist es hilfreich, deinem Selbst dies zu erklären, so dass es wie ein Kind versteht, warum das jetzt so nicht geht. Vertraue auf seine kreative Kraft, dann eine gemeinsame Lösung zu finden.

Mit der Zeit wirst du merken, dass du deiner so geweckten inneren Stimme oder deinen Impulsen oder Bauchgefühl oder deiner Intuition – all dies sind letztlich Bezeichnungen für dein Selbst – vertrauen kannst. Durch Dialog und Umsetzung werdet ihr mit der Zeit ein unzertrennbares und unschlagbares Team.

Auch hierbei können wir dich natürlich in einem Coaching oder einer Aufstellung begleiten. Dort erfährst du dann intensiv, was es heißt, mit seinem Selbst in eine gute Verbindung zu gehen:

Wie sich das anfühlt und was vielleicht zuvor noch notwendig ist, damit sich dein Selbst mit dir verbinden kann. Manchmal hat man es auch so lange schon vernachlässigt oder es hat gelernt sich um andere, z.B. Mutter, Vater, Geschwister, etc. zu kümmern, so dass man nicht direkt in Verbindung mit seinem Selbst kommt. Auch hier ist dann eine Begleitung durch erfahrene BeraterInnen sinnvoll.

Hebel 3: Selbstwertgefühl-Training

Der dritte Hebel nutzt die 6 Säulen des Selbstwertgefühls nach Nathaniel Branden und die von ihm verwendete Methode der Satzergänzung. Diese 6 Säulen des Selbstwertegefühls bilden nach dem Psychotherapeuten und Erforscher des Selbstwertgefühls Branden die Grundlage für ein starkes und gesundes Selbstwertgefühl. Wenn du an diesen Aspekten arbeitest und sie in dein Leben integrierst, kannst du dein Selbstwertgefühl stärken und ein erfüllteres Leben führen.

Allerdings musst du diese Säulen bzw. entsprechende Handlungsmuster durch regelmäßige Praktiken trainieren. Neue Handlungsmuster verfestigen sich eben dadurch, dass man sie übt. Dann werden sie zu Gewohnheiten und gute Gewohnheiten nannte schon Aristoteles Tugenden und baute darauf seine ganze Tugendethik auf. Die sechs Säulen stellen in diesem Sinne also gute Gewohnheiten im Umgang mit sich selbst dar oder ethische Tugendenden der Selbstliebe. Dies sind die 6 Säulen des Selbstwertgefühls:

Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls nach Nathaniel Brandon

  1. Bewusstsein: Kannst du dich selbst erkennen und verstehen, inklusive deiner Gefühle, Bedürfnisse, Stärken und Schwächen?
  2. Selbstakzeptanz: Wie gut nimmst du dich an, trotz deiner Fehler und Unvollkommenheiten? Freundlichkeit und Verständnis gegenüber dir selbst sind der Schlüssel.
  3. Selbstverantwortung: Übernimmst du Verantwortung für dein Leben, deine Entscheidungen und dein Wohlbefinden? Akzeptanz und Gestaltung der Konsequenzen sind Teil davon.
  4. Selbstbehauptung: Stehst du für deine Bedürfnisse, Wünsche und Überzeugungen ein, ohne die Rechte und Gefühle anderer zu verletzen? Es geht darum, deine Interessen angemessen zu vertreten.
  5. Zweck und Zielsetzung: Ein gesundes Selbstwertgefühl bedeutet, Ziele zu setzen und aktiv daran zu arbeiten. Das gibt deinem Leben Sinn und erlaubt dir, deine Talente zu entfalten.
  6. Integrität: Handelst du in Übereinstimmung mit deinen eigenen Werten und Überzeugungen? Ehrlichkeit zu dir selbst und anderen sowie ein authentisches Leben sind damit verbunden.

Übung „Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls“

Um diese 6 Säulen zu trainieren ist es notwendig, dir darüber klar zu werden, was du anders machen würdest, denn du diese mehr leben würdest. In diesem Wochenprogramm beschäftigst du dich jeden Tag mit eine der Säulen, konkretisierst Handlungsmuster, die der Säule für dich persönlich entsprechen und erprobst, wie es sich anfühlt, diese mehr zu leben.

Folge einfach der Anleitung und teste für dich selbst die Wirksamkeit der 6 Säulen des Selbstwertgefühls:

Vorbereitung:

Reserviere dir in deinem Kalender jeden Tag morgens eine Zeitraum von 15 Minuten für die Einstimmung und Abends einen Zeitraum von 10 Minuten für die Reflexion zu einer der 6 Säulen.

Lege dir dazu ein Büchlein oder 7 Blätter bereit oder nutze deinen PC, ein Tablet oder PC als Notizbuch. Die Übung funktioniert nur, wenn du die Disziplin aufbringst, jeden morgen und Abend die Zeit zu üben. Entscheide dich also bewusst dafür, wenn du das Trainingsprogramm startest.

Durchführung:

Starte am Tag 1 mit Säule 1, dem Bewusstsein. Hier geht es darum, bewusster zu leben, im Umgang mit dir, mit anderen, mit deiner Arbeit, deiner Zeit, Essen, Körper, etc.

Schreibe an diesem ersten Morgen folgenden Satzanfang auf und ergänze ihn die nächsten 5 Minuten durch mindestens 10 Satzenden.

Bewusst leben heißt für mich …

Verfahre anschließend ebenso mit dem folgenden zweiten Satzanfang die restlichen 10 Minuten.

Wenn ich heute 5% bewusster leben würde, …

Denke dabei die Aspekte des bewussten Lebens, die du in den ersten 5 Minuten gefunden hast.

Durch diese Übung schaffst du in diesem Bewusstsein für den Tag mehr Wachheit für diese Aspekte und erhöhst damit die Wahrscheinlichkeit, dass du im weiteren Verlauf des Tages tatsächlich bewusster handelst.

Am Abend nutzt du dann die 10 Minuten, um zu reflektieren. Dazu eigenen sich der Satzanfang:

Heute habe ich in folgenden Situationen / Momenten bewusst(er) gelebt…

Tag 2 bis 6 arbeitest du entsprechend an den anderen Säulen. Ersetzte dabei einfach das Wort „bewusst“ bzw „bewusster“ durch die entsprechenden anderen Säulen, z.B.

Säule 2: „Selbstakzeptanz leben heißt für mich … “ und „Wenn ich heute 5% mehr Selbstakzeptanz leben würde, …“ sowie als Reflexion „Heute habe ich in folgenden Situationen/ Momenten mehr Selbstakzeptanz gelebt …“

An letzten Tag der Woche blickst du dann auf die vergangenen 6 Tage zurück und reflektierst, wie es dir mit den Säulen ergangen ist. Um dir die Veränderung bewusster zu machen, kannst du dazu wieder das Säulendiagramm skalieren. Frage dich außerdem für jeden Tag, was für dich positiv anders war:

  • Wie hast du dich anders wahrgenommen (denken, fühlen, handeln)?
  • Wie hast du andere anders wahrgenommen (denken, fühlen, handeln)?
  • Wie bist du anders mit dem Tag und seinen Herausforderungen umgegangen (denken, fühlen, handeln?)

Trainingsprogramm Selbstwertgefühl

Die obige Übung findest du hier als fertige Trainingsprogramm im PDF-Format. Lade es dir herunter und mache den ersten Schritt zu mehr Selbstwertgefühl und Wohlbefinden: „Trainingsprogramm Selbstwertgefühl„.

10. Fazit: Dein Weg zu einem gestärkten Selbstwertgefühl

Wahrscheinlich ist dir nun deutlich geworden, dass Selbstwertgefühl von entscheidender Bedeutung für unser persönliches Wohlbefinden, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und unseren beruflichen Erfolg ist. Es beeinflusst, wie wir uns selbst wahrnehmen, denken und handeln und wie wir fühlen.

Ein starkes Selbstwertgefühl fördert Selbstsicherheit, Selbstliebe und die Fähigkeit, gesunde Beziehungen aufzubauen. Ein schwaches Selbstwertgefühl kann zu Selbstzweifeln, Angst und Problemen in Beziehungen führen.

Die Pflege einer positiven Beziehung zu sich selbst durch Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstfürsorge ist der Schlüssel zur Stärkung des Selbstwertgefühls. Dies ermöglicht uns, authentisch zu sein und unser volles Potenzial in verschiedenen Lebensbereichen auszuschöpfen.

Es lohnt sich, Zeit und Energie in die Stärkung des Selbstwertgefühls zu investieren. Der erste Schritt ist, sich mutig mit sich selbst auseinanderzusetzen. Der zweite ist Übung, Übung, Übung.

Und wenn du dich inhaltlich vertiefen möchtest, empfehlen wir dir das Buch „Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls“ von Nathaniel Brandon, das auch Grundlage für unser Training ist.

Natürlich bieten wir auch an, dich auf der Reise hin zu mehr Selbstwertgefühl zu begleiten. Dort lernst du noch mehr Übungen und Hebel kennen, dein Selbstwertgefühl zu verbessern.

Auch unsere Aufstellungen fördern im Besonderen deine Beziehung zu dir selbst und können unbewusste Selbstabwertungen aufdecken.

Melde dich einfach über unser Kontaktformular oder zu einem Workshop an oder rufe dich, wie wir dich bei deinem Wachstum unterstützen können.

Jan und Alex – Lösungsbilder

„Gelingende Beziehungen gestalten!“