Entwicklung braucht einen Schutzraum!

Um diesen zu schaffen, müssen wir unsere eigenen Grenzen schützen können
und für uns selbst sorgen

Hier erfährst du, was das bedeutet
und wie du das im Coaching und mit Aufstellungsarbeit trainieren kannst:

Entwicklung beginnt mit zarten Pflänzchen

Jede Entwicklung beginnt mit einem Keim, der unter guten Bedingungen zu einem zarten, schutzbedürftigen Pflänzchen heranwächst: Eine Idee, ein Vorhaben, ein Wunsch, etwas zu ändern oder eine Vision, etwas in die Welt zu bringen, ist so ein keimendes Pflänzchen. 

Wir müssen für uns und unsere Ziele eintreten

Damit dieser Keim sich entfalten und wachsen kann, braucht er Schutz und ein wachstumsförderliches Klima: Schutz vor Bewertungen und Irritationen, vor verfrühter Einmischung von Außen. Diesen Schutz- oder auch Entwicklungsraum müssen wir als Erwachsene für uns uns unsere Vorhaben selbst etablieren und halten können. Dann reifen diese und tragen mit der Zeit Früchte. Dann gedeihen wir als Person und können unser Potenzial entfalten, in die Welt bringen und einen eigenen Beitrag leisten.

Dazu aber müssen wir

  • unsere Grenzen kennen,
  • Nein“-Sagen können,
  • unpassende Aufgaben ablehnen,
  • für uns eintreten und
  • Abwertungen zurückweisen.

Schutz und Selbstfürsorge basiert auf Bindungserfahrungen

Diese Fähigkeit zu schützen, zu umsorgen und Geborgenheit zu geben, haben wir im besten Fall von unseren Eltern, meist primär unserer Mutter gelernt. Als Erwachsene ist es dies dann unsere eigene Aufgabe. Doch die Kompetenz für dies Selbstfürsorge und Schutz haben wir in der Kindheit gelernt – mehr oder weniger. 

Diese noch metaphorische beschriebenen Zusammenhänge erlebe ich in der systemischen Arbeit, in Aufstellungen, Coaching und der Organisationsentwicklung täglich. Aber auch in der Weiterbildung und in der Schule sind es zentrale Grundlagen für Persönlichkeitsentwicklung und Lernen.

Im Entwicklungsraum dürfen Impulse und Ideen geboren werden!

Als EntwicklungshelferInnen haben wir dabei eine besondere Rolle ähnlich einer Hebamme.
Wir sind es, die unseren Anvertrauten in der Beziehung und im Coachingraum immer wieder auch diesen Schutzraum bieten. Hier dürfen sich unsere KlientInnen

  • ausprobieren,
  • spüren und wahrnehmen,
  • Fehler machen,
  • Stärken und Schwächen zeigen,
  • reflektieren und
  • Wünsche, Träume und Visionen vorstellen.

Um dies zu ermöglichen, sorgen wir z.B. für eine gute Atmosphäre in einer Lerngruppe, für Vertraulichkeit in einer Beratung.  Wir ermuntern zu Experimenten und zum Ausdrücken und Aussprechen von Neuen, Verdrängtem oder scheinbar Abwegigem und Tabuisiertem. 

Wir bieten Halt und Raum und schenken Vertrauen.

Der Entwicklungsraum ist ein Beziehungsraum, den wir durch unsere Haltung etablieren

Dazu aber müssen wir als EntwicklungshelferInnen diesen Raum von uns selbst kennen, respektvoll und achtsam mit Impulsen der Anderen umgehen und uns selbst entsprechend verhalten.

Unsere systemische Haltung

  • Wertschätzung,
  • Offenheit,
  • Neugierde,
  • Respekt,
  • Achtung vor der Autonomie des Anderen,
  • Zuhören können

trägt dabei maßgeblich dazu bei, dass sich dieser Entwicklungsraum als Beziehungsraum zwischen Menschen öffnet und gehalten wird. Denn dieser Entwicklungsraum ist ja ein Beziehungsraum. In ihm erleben wir uns bzw. unsere KlientInnen als wertvolle, soziale, autonome Wesen in Resonanz mit unserem Gegenüber.

Ganz so, wie wir uns durch die Resonanz mit unserer Mutter oder Bindungsperson als Baby und Kind im besten Falle als Person mit eigenen und wertvollen Impulsen, Bedürfnissen und Emotionen erlebt haben.

Jede Entwicklung von Neuem, jede Veränderung, jeder Schritt in etwas unbekanntes Neues braucht diese Sicherheit.

Sicherheit ist evolutionär die Basis von Entwicklung und Erkundung

Dies ist auch das zentrale Moment der in den letzten Jahren bekannt gewordenen Polyvagaltherapie von Stephen Porges: Unser autonomes Nervensystem scannt automatisch jeden Moment unsere Umgebung auf Gefahren. Und nur wenn wir uns sicher fühlen, entspannen wir und beginnen uns einzulassen, kreativ zu werden, uns zu entspannen und Neues zu erforschen.

Aber auch die Bindungstheorie von Bolby belegt die Bedeutung von Bindungssicherheit bzw. einem sicheren Schutzraum für das Erforschungsverhalten von Kleinkindern. Irritiert sie etwas, krabbeln sie sofort zur Mutter zurück in ihren Arm und suchen dort Geborgenheit. Dass Entwicklung, Veränderung und Change psychosoziale Sicherheit braucht ist ein evolutionär höchst sinnvolles Verhalten. 

Die frohe Botschaft dabei ist, dass wir auch als Erwachsene lernen können, uns diese Sicherheit und Geborgenheit zu geben und „nachreifen“ können: In einer guten Beziehung, einer Therapie, einem guten Coaching oder in der Aufstellungsarbeit. Dazu abschließend ein Beispiel aus meiner Praxis: 

Wie symbolisiere ich den Raum einer Person in der Aufstellungsarbeit und im Coaching?

Häufig gebe ich meinen Klientinnen ein Seil mit der Bitte, ihren eigenen Raum um sie herum zu symbolisieren. In der Art, wie selbstverständlich, groß und geschlossen sie damit ihren Raum abgrenzen, zeigt sich, wie gut und klar sie sich abgrenzen können.

Manche brauchen einen ganz kleinen Raum, weil sie sich sonst unsicher fühlen. Andere einen sehr großen. Andere möchten das Seil gar nicht schließen und haben Schuldgefühle, sich abzugrenzen.

Im zweiten Schritt lasse ich sie dann ihr Selbst hinzunehmen oder ein Vorhaben, symbolisiert z.B. durch ein Kissen. Hier zeigt sich schnell, wie gut sie in Kontakt mit diesem sind: Ob das Selbst in ihrem Raum nah bei sich ist oder fern, vielleicht sogar außerhalb des eigenen Raumes. Diese Art der Aufstellungsarbeit geht auf die Selbstintegration von Langlotz zurück und lässt sich vielfältig nutzen. 

Lösungsbilder als Kartenset – ein eigenes Pflänzchen kündigt sich an

Das oben stehende Bild symbolisiert diese Arbeit. Es ist übrigens einer der ersten Prototypen eines Kartensets für typische Interventionen in der Aufstellungsarbeit. Gedacht für angehende Ausstellerinnen, aber auch TherapeutInnen und BeraterInnen, die gern mit den Beziehungsbildern, den „Lösungsbildern“ der Aufstellungspraxis arbeiten wollen.

Es ist eines meiner Pflänzchen, das ich pflege und entwickle,
um es bald schon in die Welt der Beratung zu entlassen. 

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