Wie funktionieren systemische Aufstellungen bzw. Familienaufstellungen?

Beziehungsstrukturen sichtbar machen

In systemischen Aufstellungen (Familienaufstellungen und Systemaufstellungen) werden – wie in einer Art Simulation – die komplexen Beziehungsgefüge, gegenseitigen Abhängigkeiten und Dynamiken in Systemen sichtbar und körperlich sowie emotional erfahrbar gemacht.

Das für uns bekannteste System ist wohl die Familie, in der jede/r eine bestimmte Rolle, Verhaltensweisen und Kommunikationsmuster lernt. Wir kennen aber auch viele andere Systeme. Sie alle kann man aufstellen, um Beziehungsstrukturen und deren Wirkung zu verstehen.

Eine Auswahl aufstellbarer Systeme:

  • Teams und Organisationen,
  • Entscheidungs- und Problemgefüge, 
  • Verhaltensmuster und Krankheitszusammenhänge.

Beispiel Tetralemmaaufstellung

Aufstellungsformat zur Entscheidungsfindung 
(mit Figuren, nach Varga von Kibéd)

Die äußeren Pole stellen vier mögliche Positionen dar: 

  • die eine Alternative, 
  • die andere Alternative,
  • beide Alternativen und
  • keine von beiden.

Um Denkblockaden zu verhindern, eignet sich eine fünfte, freie Position, die eine ganz andere Lösung symbolisiert.  

Wir repräsentieren Beziehungen im Raum

Die Aufstellungsmethode macht sich dabei zu Nutze, dass wir als Menschen Beziehungen räumlich darstellen. Das zeigt schon unsere Alltagssprache: „Sie steht mir nahe“, „Er stärkt mir den Rücken“, „Ich kann Ihn nicht mehr sehen“ oder „Wir stehen Seite an Seite“. 

Diese Redensarten verweisen auf mehr als nur eine sprachliche Gewohnheit: Offenbar speichern wir im Gehirn Beziehungen räumlich ab. So repräsentieren wir z.B. Vorhaben oder Ziele, die in der Zukunft liegen, tendenziell vor uns und Verstorbene oder vergangene Erfahrungen eher hinter uns.

Aufstellungen arbeiten also letztlich mit und an unserer Vorstellung von Systemen und unterstützen uns so in unserer Selbstorganisation, eine für die aktuellen Umstände optimale Beziehungsstruktur zu finden.

Repräsentierende Wahrnehmung

Besonders hilfreich und beeindruckend dabei ist das Phänomen der  sogenannten „repräsentierenden Wahrnehmung“: 

Die StellvertreterInnen in einer Aufstellung können sehr genau sagen, wie Sie sich an der Position im aufgestellten System fühlen, z.B.: bedrängt, isoliert, distanziert, mächtig, eingebunden, frei.  Diese „Rückmeldungen aus dem aufgestellten System“ sind verblüffend oft sehr stimmig und geben wichtige Hinweise für die weitere Suche nach einem passenden Lösungsbild.

Wir bekommen so ein vertieftes Verständnis für die Bedeutung der Beziehungen und Abhängigkeiten im System, die uns vorher nicht bewusst waren. Man erkennt etwa, dass die nicht gelebte Trauer um eine verstorbene Person die Familie noch belastet, oder dass bei einer Entscheidung ein scheinbar nebensächlicher Faktor eine zentrale Bedeutung hat.

Verdeckte Aufstellungen

Allerdings ist es übrigens auch dann möglich, eine Aufstellung durchzuführen, wenn einzelne Personen und Elemente Ihres Systems im Gespräch vor der Gruppe nicht offen und konkret benannt werden sollen. Dies funktioniert, weil es in den Aufstellungen letztlich um die Verhältnisse und Beziehungen geht. 

Es reicht also für eine sogenannte „verdeckte Aufstellung“ aus, z.B. zu erfahren, in welchem Verhältnis zwei Elemente „A“ und „B“ stehen. Es ist nicht zwingend notwendig, preiszugeben, um wen oder was es sich bei den aufgestellten Elementen bzw. Personen handelt. So beschreibt der Aufsteller Matthias Vaga von Kibéd beispielsweise die Situation in der Tragödie „Romeo und Julia“ folgendermaßen: 

„A hin zu B und B hin zu A. Aber der Hintergrund von A weg vom Hintergrund von B und umgekehrt.“

Familienaufstellung, Systemaufstellung oder lieber Einzelberatung?

Vielleicht fragen Sie sich, was für eine Art der Aufstellung für Sie und Ihr Anliegen am sinnvollsten ist. Dazu möchte ich Ihnen hier ein paar Entscheidungshilfen geben: 

Zunächst ein Wort zum Begriffswirrwarr um die Aufstellungsarbeit: Familienstellen, Familienaufstellung, Aufstellungsarbeit, systemische Familienaufstellung, systemische Strukturaufstellungen – all diese Begriffe bezeichnen Varianten der Aufstellungsarbeit.

In meinen Aufstellungsseminaren entscheide ich mit dem/der aufstellenden KundenIn jeweils vor Ort gemeinsam, ob wir eine Familienaufstellung oder eine Systemaufstellung oder eine Kombination machen. Häufig fließen auch in Familienaufstellungen andere Systemelemente, z.B. ein Heimatland, ein Krankheitssymptom, eine Ressource oder abstrakte Vorstellungen, wie z.B. „das Leben“ mit ein.

Aufstellungen ohne Gruppe  – Beratung und Coaching

Sollten Sie Interesse an einer Aufstellung außerhalb einer Gruppe haben, z.B.: weil Sie Ihr Anliegen nicht vor Anderen besprechen wollen, biete ich auch Beratungen und Coachings mit systemischer Aufstellung an. Hier arbeiten wir mit Hilfe von Figuren oder Bodenankern als StellvertreterInnen.