Stellvertreter bzw. Repräsentanten

Was sind Stellvertreter?

In der systemischen Aufstellungsarbeit werden Mitglieder oder Aspekte eines Systems durch andere Personen, die das System selbst nicht kennen stellvertreten bzw. repräsentiert. Stellvertreten bedeutet hier konkret, dass jemand Fremdes eine bestimmte Person aus einem System für die Dauer der Aufstellung stellvertretend darstellt.

Diese Stellvertreter werden dabei durch räumliche Nähe und Distanz sowie Blickwinkel so zueinander in Beziehung gestellt, dass ihre Anordnung zueinander das System, um das es geht, stimmig abbildet.

Stimmig ist die Aufstellung dann, wenn der/ die KlientIn darin die Beziehungen seines Systems passend abgebildet erlebt: Wer steht wem nah? Wer ist mit wem in Kontakt? Wer ist außen vor? Wer kann wen nicht sehen? …

Stellvertreter als Instrumente in Aufstellungen

Stellvertreter werden vom Klienten aus der Gruppe ausgewählt, um bestimmte Mitglieder oder Konzepte, z.B. Liebe, Wut, die Zukunft, etc., zu repräsentieren. Diese Stellvertreter haben dabei keine vorherigen Informationen über die realen Personen oder Verhältnisse, die sie in der Aufstellung stellvertreten sollen.

Repräsentierende Wahrnehmung der Stellvertreter

In der Aufstellung stellen sich bei den Stellvertretern in einigen Sekunden bis wenigen Minuten körperliche, emotionale und verhaltensbezogenen Reaktionen bzw. ein besonderes Erleben ein. Dies hängt mit der ihnen zugewiesenen Position im Beziehungsgeflecht der Austellung zusammen und spiegelt meist sehr stimmig, das Erleben dieser Personen bzw. Elemente im System wieder.

Für diese Reaktion der Stellvertreter hat Mathias Varga von Kibéd den Begriff >“repräsentierende Wahrnehmung“ geprägt. Noch ist nicht hinreichend geklärt, wie sie entsteht, noch wieso sie die Verhältnisse im tatsächlichen System so stimmig abbilden kann.

Emotionale Resonanz

Das Erleben der Stellvertreter in der Aufstellung kann man auch als eine Art emotionale Resonanz mit der Aufstellung beschreiben oder als Übernahme der Gefühle und Stimmungen der Personen, die sie repräsentieren (so wie sie der Klient erlebt). Dies trägt zur Authentizität und Tiefe der Aufstellung und Beratung bei.

Mehrwert von Stellvertertern für Beratungsprozesse

Diese besondere Art der Wahrnehmung des in der Aufstellung simulierten Systems stellt eine Art Erleben des Systems von innen, d.h. aus der jeweiligen Innenperspektive der Person bzw. des Aspekts dar. Die Arbeit mit Stellvertretern eignet sich so, Perspektiven im System zu erforschen sowie durch Interventionen eine Versöhnung bzw. eine hilfreiche Kooperation anzuregen.

Außerdem gibt die repräsentierende Wahrnehmung der Stellvertreter der Leitung Feedback zum Zustand des simulierten Systems. So ermöglicht die Beobachtung und Befragung der Stellvertreter der Aufstellungsleitung und den TeilnehmerInnen, Muster, Blockaden oder unausgesprochene Konflikte zu erkennen.

Auf dieser Grundlage können dann Interventionen gesetzt werden und Schritt für Schritt positive Veränderungen in der Aufstellung erarbeitet werden, die dann auf den Klienten und seine inneren Bilder des Systems hilfreich bzw. heilend wirken. So wird in einem co-kreativen Prozess mit den Stellvertretern und dem Klienten das aufgestellte Bild (Ist-Zustand) allmählich in ein Lösungsbild umgewandelt.

Fazit

Stellvertreter sind ein ganz zentraler Aspekt der systemischen Aufstellungsarbeit. Durch die symbolische Darstellung von Systemelementen mit Stellvertretern werden verborgene Dynamiken visualisiert und erlebbar gemacht, was zu einem tieferen Verständnis und stimmigen Lösungsansätzen führen kann.