Innere Anteile aufstellen, um Entscheidungen leichter zu fällen

Bleibe ich oder gehe ich?

Immer wieder kommen TeilnehmerInnen mit der Frage zu mir in eine Aufstellung, ob Sie die Beziehung, die Sie führen Ihnen gut tut. Sie fragen sich, ob Sie bleiben sollen oder es beenden sollen, um wieder für Neues offen zu sein.

Meist geht es dabei um Liebesbeziehungen. Oft haben sich die Partner auch schon getrennt, aber können nicht recht voneinander. Sie führen dann nach der Beziehung eine Affaire weiter, oft mit Verletzungen und Verzicht auf der einen oder anderen Seite.

Aber auch bei berufliche „Beziehungen“, ist dies eine häufige Frage: Soll ich meine Stelle wechseln oder soll ich besser noch aushalten? Bleibe ich oder gehe ich?

Weder Fisch noch Fleisch

Dieser Zustand des Hin- und Herpendeln zwischen den beiden Alternativen, ob nur gedanklich oder wie in einer Affaire auch schon testweise in der Realität, ist auf die Dauer für die meisten Menschen unbefriedigend: Man kann sich nicht so richtig einlassen, hält seine Kraft und sein

Engagement zurück und wird auch von der anderen Seite entsprechend vorsichtig und skeptisch behandelt. Denn auch diese merkt, selbst wenn es nicht ausgesprochen ist, die Unentschiedenheit bei Ihnen, und schützt sich.

Oft lässt sich dieser Zustand aber über längere Zeit „spielen“ und er hat ja auch sein Gutes: Man brauch sich nicht zu ent-scheiden, also von der gewohnten, lieb gewonnenen und Sicherheit bietenden Alternative zu trennen.

Auf Dauer aber ist es unbefriedigend. Was also kann man tun, wenn die Entscheidung, wieder besseren Wissens, dass Sie an der Zeit ist, nicht fällt?

Innere Anteile aufstellen

Die Aufstellung der inneren Stimmen oder inneren Anteile, die hier beteiligt sind, kann helfen, den Entscheidungsprozess zu beschleunigen. Dazu kläre ich im Gespräch zunächst einmal, welche Stimmen für die Entscheidung wichtig sind: Wer ist bei Ihrer Entscheidungsfrage im inneren Chaos der Stimmen beteiligt? Wer schreit hier laut, aber wer flüstert auch zaghaft im Hintergrund? Oft sind dies Herz, Kopf, Bauch, Unterleib (Gefühl, Verstand und Intuition, Lust). Aber es können auch, je nach Person und Entscheidung, ganz andere Stimmen sein, z.B. der innere Freiheitskämpfer, die gute Mutter, etc.

Diese Stimmen werden dann im Raum aufgestellt und wir erforschen, wie Sie zueinander in Bezug auf dies Entscheidungsfrage stehen. Wer kommt gut miteinander klar? Wer kann sich nicht sehen? Wer braucht viel Abstand, wer ist sich nah?

Schon in dieser Phase des Aufstellungsprozess bekommen Sie als KlientIn viel über Ihre Entscheidung mit und durchlaufen emotional und kognitiv mit den Bewegungen und Kontaktaufnahmen der aufgestellten Stimmen einen inneren Prozess:

Vielleicht erkennen Sie, dass der Kopf einiges vom Herz lernen kann oder dass die Intuition den Blick auch auf andere mögliche Alternativen richtet und so die Einengung durch zwei Alternativen aufbrechen will?

Im Idealfall führt die Auseinandersetzung der inneren Stimmen allein schon zu einer harmonischen Einigung, einem Lösungsbild, in dem jede Stimme einen guten Platz in Bezug zu den anderen findet und Sie erkennen, was für eine Lösung das bezüglich Ihrer Entscheidungsfrage bedeutet.

Oft zeigt sich, dass statt „Ja“ oder „Nein“ andere Lösungen viel angemessener sind: So könnte sich z.B. zeigen, dass ein offenes Gespräch mit dem/ der PartnerIn, in dem Sie Ihre Wünsche klar benennen,  ein guter Weg ist, um Ihre Entscheidung voran zu treiben. Eine andere Lösung im beruflichen könnte eine Reduktion auf eine Teilzeitstelle sein, statt sofort auszusteigen. Und in manchen Fällen ist ein klares „Nein“, oder „Ja“, ein stimmiges Ergebnis.

Einen „Chorleiter“ oder eine „ChorleiterIn“ einführen

Häufig braucht es aber auch einen „Chorleiter“ oder eine „Teamleiterin“, oder ein „integrierendes Ich“, um den inneren Konflikt der Stimmen zu lösen. In der Aufstellung kann sich diese dann die Bedürfnisse und Bedenken der einzelnen Stimmen anhören und dann schlichtend und ordnend eingreifen, so dass am Ende ein guter Kompromiss zustande kommt, mit denen alle leben können. Damit wird wie in einem Team ein Patt verhindert, wenn zwei Kontrahenden, z.B. Herz und Kopf einfach nicht von ihren gegensätzlichen Positionen abweichen wollen.

Hier bietet es sich dann an, diese LeiterIn bald durch den/die KlientIn selbst aufzustellen, da diese(r) je schließlich hinter der Entscheidung stehen und mit ihr Leben muss.

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