Die Weisheit unseres Körper achten lernen … durch Aufstellungsarbeit

Gunther Schmidt spricht in hypnotherapeutischer Tradition immer wieder von dem untrüglichem Wissen unseres Unbewussten, von der Weisheit unseres Organismus oder Körpers. Auch hier geht es um das Gefühl der Stimmigkeit und um Aufstellungsarbeit

Aufstellungen als Beziehungsbilder

Denn in Aufstellungen haben wir einen untrüglichen Sinn dafür, wo wir eine Person oder ein Anteil von uns im Raum um uns herum erleben. Teste es einmal selbst: Wo steht z.B. gerade deine Mutter im gedachten, „mentalen Raum“ um deinen Kopf herum:  Vorne rechts, links oder seitlich oder hinten? Wie nah, wie weit? Wahrscheinlich hast du ein recht präzises Gespür dafür! 

Aufstellungen als Sprache


Diese räumlichen Verhältnisse in unserem inneren Erleben bilden ab, wie wir zu anderen in Beziehung stehen: Jemand steht uns nah; stärkt uns den Rücken; steht uns zur Seite; konfrontiert uns usw. Aufstellungen machen unsere inneren Beziehungsbilder deutlich. Und sie machen diese für andere sichtbar und erlebbar. Sie gewähren anderen quasi einen Blick in unsere innerste Beziehungswelt. Durch sie können wir mit Anderen über unser Innerstes kommunizieren und deshalb eigenen sie sich so gut für Beratung, Coaching, Therapie. Varga von Kibéd nennt Aufstellungsarbeit folgerichtig auch eine über das verbale hinausgehende „transverbale Sprache“. 

Sprache als Bild der Welt

Mit Sprache bilden wir die Welt ab und mit Aufstellungen unsere innere (Beziehungs-)Welt. Es ist eine Grunderkenntnis in Psychologie und Beratung (insbesondere nach dem konstruktivistischem Ansatz), dass wir immer nur auf unser Bild von der Welt reagieren, nie direkt auf die Welt. Deshalb ist dieser Ansatz so hilfreich: 

Verändern wir unser Bild von der Welt, so hat dies massive Auswirkungen auf unser Erleben und Verhalten! Und das geschieht eben in Aufstellungen: Wir verändern, wie wir innerlich zur Welt in Beziehung stehen. Wir stellen uns neu auf: So dass unsere inneren Beziehungsbilder hilfreicher, stärkender, stimmiger für uns und unsere Ziele sind.

Was heißt hier stimmig?

Stimmig heißt hier nun: Das neue veränderte Bild ist mehr in Übereinstimmung mit unserem inneren Bild oder innerem Wissen davon, was für uns und unsere Ziele hilfreich ist. So, dass wir mehr in unserer Kraft und Präsenz sein können. Kommt mir beispielsweise mein(e) Chef(in) z.B. zu nahe, empfinde ich das körperlich als unangenehm, weil es nicht meiner Vorstellung von einer angemessenen beruflichen Beziehung zwischen uns entspricht. 

Das innere Idealbild der Beziehungen, an dem wir die Stimmigkeit eines Lösungsbildes in einer Aufstellung oder einem Coaching dabei messen, ist unsere weise Vorstellung, wie die Verhältnisse unter den gegebenen Umständen und auf Basis unserer Lebenserfahrung für uns gerade besser wären. Dieses Idealbild ergibt sich aus einem automatischen (unbewussten, parallelen) ausgewogenen Abgleich unterschiedlicher Aspekte, wie z.B. der Rollen, dem Kontext, der persönlichen Anziehung, der erwarteten Auswirkungen. Dieses innere Idealbild ist sozusagen die Lösung unseres weisen Unterbewusstseins oder Selbstsystems (vgl. Prof. Julius Kuhl). Hören wir also auf unsere Stimmigkeit – unseren Organismus oder Körper – hören wir auf unsere innere Weisheit. 

Aufstellungen bieten uns so die Möglichkeit, innerlich aufzuräumen und uns neu auszurichten – d.h. auf unsere innere Stimme zu hören. 

Probier es selbst!

Abschließend möchte ich dich zu einem kleinen Gedankenexperiment dazu einladen:  Einmal angenommen, du würdest in einem Bereich deines Lebens mehr auf deine innere Stimme hören, was hätte das für Auswirkungen? Wenn du magst, nimm dir eine Stift, fünf Minuten Zeit schreibe es auf… Möglicherweise wirst du überrascht sein!