Symptome als Beziehungsbotschaft
Es gibt Symptome, die wir medizinisch gründlich abklären, behandeln und vielleicht sogar medikamentös begleiten – und die trotzdem nicht verschwinden. Manchmal sind es Ängste, manchmal ein Schmerz, Essprobleme, Allergien, Ausschläge oder Herzschmerzen. Wir spüren: Da ist etwas, das gesehen werden will. Etwas, das mehr ist als nur körperlich.
In der Aufstellungsarbeit nehmen wir solche Symptome nicht nur als Störung wahr, sondern als Botschaften. Sie können Hinweise darauf geben, was oder wer im eigenen Leben oder in der Familiengeschichte noch keine Würdigung erfahren hat oder nicht gesehen wird.
Genau hier setzt das Format der Symptomaufstellung an, wie wir es auch häufiger in unseren Aufstellungen in Köln, Bonn oder auf der Supervisionswerkstatt in der Mühle bei Trier verwenden. Regelmäßig zeigen sich dann neue Perspektiven und Wege im Umgang mit dem Symptom und führen zu Linderung oder sogar Auflösung der psychischen und psychosmatischen Aspekte des Symptomerlebens.
Was ist eine Symptomaufstellung?
Eine Symptomaufstellung ist eine besondere Form der systemischen Aufstellungsarbeit. Dabei wird das Symptom selbst als eigenständiges Element in die Aufstellung eingebracht. Es bekommt eine Gestalt – etwa durch eine Person, die es repräsentiert, oder durch einen Bodenanker oder einen Stuhl im Raum.
Das Spannende dabei ist: Das Symptom zeigt sich oft nicht zufällig. Es steht für etwas, das im Familiensystem oder in der eigenen Biografie keine Stimme bekommen hat. In der systemischen Symptomaufstellung laden wir das Symptom ein, uns seine Botschaft mitzuteilen. So verwandelt es sich vom Gegner in einen Gesprächspartner, der Verbindung und Verbundenheit wiederherstellt – bloß bislang auf eine für uns unangenehme Art und Weise. Aber das ist veränderbar!
Wie läuft eine Symptomaufstellung ab?
Eine systemische Symptomaufstellung beginnt typischerweise mit drei Elementen:
- Der Fokus – also der/die Klient*in selbst.
- Das Symptom – in Form eines Stellvertreters oder eines Bodenankers.
- Das, wofür das Symptom steht – ein verborgenes Thema, eine verdrängte Erfahrung oder eine Person aus der Familie, mit der man unbewusst verbunden ist.
Im Verlauf können weitere Elemente hinzukommen: Familienmitglieder, unterstützende Ressourcen oder andere systemische Aspekte. Schritt für Schritt entsteht dann ein Bild, in dem sich zeigt, wie das Symptom mit größeren Zusammenhängen verknüpft ist und wofür es stellvertretend steht.
Symptome als Ausdruck von unbewussten Loyalitäten in der Familie
Viele Symptome lassen sich als Ausdruck von Bindung und Loyalität verstehen. Oft übernehmen wir unbewusst Gefühle, Ängste oder Lasten von früheren Generationen – aus Liebe, aus Zugehörigkeit, aus dem Wunsch, Teil der Familie zu sein. Dies geschieht meist früh in der Kindheit, denn als kleines Kind sind wir sehr offen für die Atmosphäre und Beziehungsdynamiken in der Familie, in der wir leben. Erst nach und nach lernen wir uns abzugrenzen und unabhängiger zu sein.
So kann es geschehen, dass ein Symptom nicht wirklich zu mir gehört, sondern für etwas steht, das im Familiensystem keine Würdigung erfahren hat, nicht gesehen wurde oder tabuisiert wird. Die moderne Forschung zur Epigenetik stützt diese Erfahrung: Traumata z.B. können Spuren hinterlassen, die über Generationen hinweg wirken. Symptome werden so zu einer Art Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Eigentlich verbinden sie uns mit unseren Ahnen oder auch mit verdrängten eigenen Zuständen oder Erfahrungen, z.B. einer Einsamkeit als kleines Kind. Leider aber meist auf eine recht unangenehme Weise, solange wir die Verbindung nicht erkennen und spüren.
Symptome als Ausdruck von unbewussten Loyalitäten im eigenen psychischen System
Ebenso können Symptome für eigene vergessene oder verdrängte Anteile, Gefühle oder Episoden aus der Kindheit stehen. Das eigene Beispiel des “angespannten Lächelns” im Podcast (Folge 2.4. Symptomaufstellungen) zeigt solch eine Verbindung und wie eine Aufstellung den Kontakt zu dem kleinen Jungen dahinter wieder herstellt.
Beiden Formen gemeinsam ist, dass irgendein Umstand in der Familie es damals den entsprechenden Personen nicht möglich machte, ihr Eigenes zu leben – ihre Gefühle auszudrücken, ihrem Weg zu folgen, zu ihrer Liebe zu stehen. Sie hatten ein schweres, belastetes Schicksal und konnten so nicht frei Leben und Eigenes leben.
Das aber heißt nicht, dass wir als ihre Nachfahren oder ihre erwachsenere Version nicht frei unser Leben können. Dazu ist es aber häufig notwendig, diese Verstrickung aufzulösen.
Ein Beispiel einer Symptomaufstellung aus unser Praxis
Eine Brasilianerin kam vor einigen Jahren zu uns nach Köln zu einem Aufstellungstag. Sie war schwanger und hatte große Angst: „Ich fürchte, ich werde keine gute Mutter sein!“, brachte sie ihr Anliegen vor. Rational wusste sie, dass sie liebevoll und umsorgend sein konnte – doch die Angst blieb und war ihr unerklärlich.
In der Symptomaufstellung wurde diese Angst aufgestellt. Schritt für Schritt zeigte sich, dass sie nicht zu ihr gehörte. Die Spur führte zurück zu ihrer Urgroßmutter. Diese hatte in Zeiten großer Hungersnot in Brasilien mehrere Kinder gehabt, sich aber nicht emotional um sie kümmern können, weil sie mit allen Anstrengungen Essen beschaffen musste und eines sogar vor Hunger starb.
Die Aufstellung machte klar: Die Schwangere trug unbewusst die Angst, das Schicksal ihrer Großmutter zu wiederholen. Indem sie das Schwere bei der Urgroßmutter würdigen und gleichzeitig die Angst in einem Ritual zurückgeben konnte, wurde spürbar: „Meine Geschichte ist eine andere. Ich kann auch emotional gut für meine Kinder da sein und gleichzeitig das Schicksal meiner Großmutter würdigen.”
In diesem Moment veränderte sich etwas. Die Angst in der Aufstellung konnte die Klient:in loslassen, weil ihre Botschaft gehört worden war und die Großmutter schaute freundlich und stolz auf ihre schwangere Enkeltochter, die KlientIn. Dies Lösungsbild nahm die Klientin als stärkende Verbindung mit ihren familiären Wurzeln mit. Und falls sie noch einmal Angst und Sorge, ob ihrer Mutterrolle überkam, hatte diese nun ein ganz anderes positives Gesicht.
Chancen und Grenzen der Symptomaufstellung
Eine Symptomaufstellung kann helfen,
- die Botschaft hinter einem Symptom zu verstehen,
- neue Perspektiven im Umgang damit zu gewinnen,
- unbewusste Bindungen zu würdigen und zu lösen,
- Entlastung und mehr Freiheit zu (er-)leben.
Gleichzeitig ist wichtig: Eine Symptomaufstellung ersetzt keine medizinische Behandlung. Sie ist eine ergänzende Methode, die dort ansetzt, wo rein medizinische Ansätze nicht weiterführen, als Ergänzung und Unterstützung. So sollten körperliche Symptomen auch immer zuvor medizinisch abgeklärt werden.
Symptomaufstellung in Köln Bonn erleben
Bei lösungsbilder in Köln-Bonn verbinden wir systemische Aufstellungsarbeit mit langjähriger Erfahrung, einem warmen, beziehungsorientierten Ansatz sowie Humor und Leichtigkeit. Ob in unseren Weiterbildungen, im Coaching oder in speziellen Selbsterfahrungstagen – eine Symptomaufstellung kann ein wichtiger Schritt sein, die Sprache deiner Symptome zu verstehen und neue Wege zu entdecken.
Symptome sind eben nicht nur Störungen, die unser Leben schwer machen und die es “wegzumachen” gilt. Häufig tragen sie eine Beziehungsbotschaft, die uns auf etwas oder jemanden in unserem System(en) hinweisen, das bislang keinen Platz hatte. Dann geht es darum, hinzuschauen, woher diese Botschaft kommt, sie zu hören, zu würdigen, sich in Liebe abzugrenzen – und freier den eigenen Weg zu gehen.
Wenn du neugierig bist, mehr über Symptomaufstellungen zu erfahren oder selbst eine erste Erfahrung zu machen, laden wir dich herzlich ein, zu einer unser Aufstellungen oder Weiterbildungsveranstaltungen zu kommen. Wir freuen uns, dich auf deinem Weg zu begleiten.
Höre die Podcastfolge Symptomaufstellungen auf Spotify.
(„Alle Illustrationen wurden speziell für lösungsbilder mit Unterstützung von KI erstellt.“)