In einem Tal nahe Trier, eingebettet zwischen sanften Hügeln und einem rauschendem Mühlbach, liegt ein Ort, der für viele Teilnehmer*innen unserer Weiterbildungen in systemsicher Aufstellungsarbeit und Coaching zu einem ganz besonderen Erfahrungsraum geworden ist: die Mühle meines Schwagers in Zerf. Eine liebevoll restaurierte Wassermühle, die heute nicht nur Pfadfindern als Begegnungsort dient, sondern auch der systemischen Arbeit von Lösungsbilder.
Die Mühle ist inzwischen ein fester Bestandteil unserer Weiterbildungen und Aufstellungsangebote. Sie ist mehr als ein Seminarhaus – sie ist ein Erfahrungsraum. Ein Ort der Gemeinschaft, der Kompetenzentfaltung und des inneren Wachstums. Hier finden unsere Supervisionsaufstellungen statt und wir supervidieren Aufstellungen werdender und praktizierender Aufsteller*innen.
Supervisionsaufstellungen:
Mit Distanz auf sich und seine Beratungsprozesse schauen
Wer in beratenden, therapeutischen oder begleitenden Berufen tätig ist, kennt das: Manchmal verliert bei der Beratung von mit Klient*innen den klaren Blick, die professionelle Distanz und fragt sich, wie man weiter stärkend und unterstützend wirken kann. Genau hier setzen unsere Supervisionsaufstellungen an.
Wir nutzen die Aufstellungsmethode, um auf die Beziehung zwischen Beraterin und Klientin sowie dessen System zu schauen – auf das, was oft im Verborgenen wirkt: unbewusste Muster, Übertragungen, Beziehungsdynamiken. Die Beraterin oder der Berater wird in der Aufstellung repräsentiert – entweder direkt oder durch einen Stellvertreter.
Dadurch kann man sich in der Interaktion mit der Klient*in von Außen schauen: mit mehr Distanz und Abstand aus einer anderen Perspektive. Es wird sichtbar, wie man wirkt, wie man sich positioniert – und was vielleicht verändert werden darf: mehr Nähe, mehr Abstand, eine leicht justierte Haltung.
Es geht nicht darum, mehr zu helfen, sondern anders. Nicht um Aktionismus, sondern um ein fein abgestimmtes, Begleiten unser Klient*innen, um diese zu ermächtigen, sich selbst neu zu organisieren und ihre eigenen, stimmigen Lösungsbilder zu entwickeln.
Live-Supervision von Aufstellungen: Wachsen durch Tun
Im zweiten Schwerpunkt unserer Mühlenseminare geben wir Teilnehmer*innen unserer Weiterbildungen die Möglichkeit, selbst Aufstellungen zu leiten – und zwar unter Begleitung und mit Rückendeckung. Wir nennen das Live-Supervision von Aufstellungen.
Wenn man die Aufstellungsarbeit erlernt, muss man irgendwann einmal den Sprung ins kalte Wasser wagen. Jeder Klient und jede Klientin ist anders und jeder Fall anders gelagert, auch wenn es Ähnlichkeiten gibt. Auf der Mühle springen wir in sicherer Umgebung und mit einem Rettungsring:
Wir oder eine Co-Leitung stehen bereit, um aufzufangen oder unterstützend zu begleiten, wenn es nicht weitergeht. Das Ziel: Lernerfahrungen, Wachstum und erfahren, dass es viele Wege gibt, die helfen.
Dazu erfolgt nach jeder Aufstellung eine strukturierte Reflexion auf drei Ebenen:
- Rollenfeedback durch die Stellvertreter*innen – Was drängt noch gesagt zu werden aus den Stellvertretungen an Körperwahrnehmungen, Emotionen und Beziehungsbotschaften?
- Wertschätzendes Feedback an die Leitung – insbesondere durch die Klient*in, denn für sie machen wir die Arbeit schließlich, aber auch durch die Gruppe und uns.
- Methodische Reflexion – zu Vorgehen, Haltung und Interventionen der Leitung.
Dieses Verfahren hat sich in jahrelanger Praxis bewährt und stammt ursprünglich aus meiner Intervisionsgruppe der DGfS, in der namhafte und erfahrene Profis der Aufstellungsarbeit sind, um auf Augenhöhe voneinander zu lernen. Es fördert Differenzierung und die Entwicklung einer authentischen Leitungspersönlichkeit.
Souverän Leiten und das Vertrauen ins Nicht-Wissen
Ein weiteres Element, das in der Mühle seinen Platz hat, ist die Arbeit mit dem Reflektierenden Team innerhalb von Aufstellungen. Dieses Format stammt ursprünglich aus der systemischen Beratung und erlaubt es der Leitung, im geschützten Rahmen Hypothesen laut zu denken und durch die Beobachtungen einer Co-Berater*in anzureichern – ohne dabei die Aufstellung zu unterbrechen oder den Kontakt zur Klientin zu verlieren.
Souverän leiten bedeutet für uns gerade nicht, alles zu wissen oder stets Antworten parat zu haben. Das ist ganz unmöglich, denn wir wissen nicht, wie sich ein Prozess entwickelt und welche Informationen noch zum Vorschein kommen. Es bedeutet, mit dem Prozess mitschwingen, Unsicherheit auszuhalten und den Raum für Selbstorganisation offen zu halten. Manchmal liegt die größte Kraft gerade darin, zurückzutreten und so die Klienten in ihre eigene Kraft kommen zu lassen.
Ein Ort der Gemeinschaft und Begegnung mit Tiefe und Humor
Die Mühle ist nicht nur ein Seminarort. Sie ist ein Raum für Gespräche am Kamin, für gemeinsames Kochen, für Spaziergänge und Verbindung zu sich. Sie verbindet Menschen – in ihrer Professionalität und Leidenschaft für die Arbeit.
Und vielleicht ist es genau diese Kombination, die unsere Mühlenseminare so besonders macht: Fachlichkeit, die sich mit Herzlichkeit verbindet. Tiefe, die leicht daherkommt. Supervision, die berührt und bewegt. Humor und die Einsicht in unsere Begrenztheit als Mensch und Helfender sind dabei ein wesentlicher Baustein.
Mein Lösungsbild zum Mülhelnseminar und Hellingers “Ordnungen des Helfens”
Wenn ich die Mühlenseminare mit einem “Lösungsbild” skizzieren sollte, so kommt mir der Stuhkreis am knisternden Kamin und der rauschende Mühlbach draußen, der immerfort fließt wie das Leben. Und im Stuhlkreis sehe ich die Aufstellungen und die Menschen, die sich zeigen.
Ich sitze am Rande und freue mich, was meine TeilnehmerInnen gelernt haben. Und in meiner Hand halte ich ein rotes Buch von Bert Hellinger, das mich ermahnt und erinnert nur Mensch und Begrenzt zu sein. Bei aller systemischen Skepsis Hellinger gegenüber, schätze ich dieses Buch sehr “Ordnungen des Helfens”.
Dort berichtet er von Supervisionsaufstellungen mit Berater*nnen und Therapeut*innen und mahnt immer wieder, sich im Helfen zu beschränken:
- Nur geben, was man hat und nur nehmen, was man braucht.
- Nur so weit eingreifen, wie es die Umstände gestatten.
- Helfen von gleich zu gleich – auf Augenhöhe.
- Dem ganzen System zugewandt sein – nicht Partei ergreifen.
- Helfen ohne Urteil, jenseits von “gut” und “böse”.
- Helfen ohne Mitleid.
Wir sind eben nur Menschen und begrenzt. Und manchmal können wir anderen ein wenig helfen, nicht weil wir mehr wissen oder besser sind, sondern weil wir anders sind und indem wir in Beziehung gehen. Das macht die Arbeit leichter und uns demütiger.
Denn kennen wir das nicht alle als BeraterInnen und HelferInnen, dass wir uns anstrengen, schieben und tun, um Klient*innen zu unterstützen? Gerade vor der Gruppe, geraten viele immer wieder unter Leistungsdruck oder verfallen in ihre gelernten Muster als Helfer.
Dabei sind wir nur – mit Sokrates gesprochen – Geburtshelfer. Die Arbeit machen unsere Kund*innen schon selbst. Darauf sollten wir vertrauen.
Und wenn du selbst in beratender Funktion arbeitest oder deine Aufstellungsarbeit vertiefen möchtest, laden wir dich herzlich ein: Komm zur Mühle. Lerne mit uns.
> Hier erfährst du mehr zum Mühlenseminar und zur Supervision mit und von Aufstellungen bei Lösungsbilder.